Würfelpower ist ein Vorgehen, das verschiedene Ansätze aus der Mathematikpädagogik vereint und den Zweck verfolgt, dass auch Kinder mit einer Beeinträchtigung oder einer Rechenstörung eine Mengenvorstellung entwickeln und im integrativen Setting einer Regelklasse mitarbeiten können.

In einem ersten Schritt geht es darum, Mengen mit Hilfe der eigenen Finger erfassen zu können. Wichtig dabei ist, dass die Finger nicht gezählt werden, sondern dass ein simultanes oder quasisimultanes Erfassen geübt wird.

Im zweiten Schritt erfolgt die Erfassung über Punkte, die wie auf einem Würfel angeordnet sind. Allerdings werden analog zu den Fingern nur fünf Punkte pro Würfel genutzt. Wie bei der Hand braucht man ab der Zahl 6 somit einen neuen Würfel.

Die Darstellung in der Anordnung der Würfelaugen ist für viele Kinder mit eienr Beeinträchtigung einfacher zu erfassen als wenn die Punkte horizontal angeboten werden.

Während der Einführungsphase wird viel Wert darauf gelegt, dass die Mengen auch handelnd erfasst werden. Immer wieder werden Gegenstände in der Anordnung der Würfelaugen gelegt, so dass es selbstverständlich wird, Mengen stets auf diese Art und Weise zu erfassen.

Sobald die Mengenerfassung mit den Materialien gut funktioniert, wird dem Kind bewusst gemacht, dass zwei “volle” Hände oder zwei “volle” Würfel immer der Menge 10 entsprechen. Mit Stängeln von Glacé können Stäbchen gebastelt werden, die die Menge 10 mittels der Punktedarstellung aufzeigen. Später kann dann auf die regulären Zehnerstäbchen gewechselt werden.

Auch der Zehner-Übergang wird mittels Fingern oder Punkten geübt.

Bei Rechnungen wie 7+8 muss dem Kind bewusst gemacht werden, dass die beiden “vollen” Hände zusammen 10 ergeben. Dann werden die restlichen Finger, also die 2 und die 3 noch zusammengezählt.

Einige Kinder erkennen mit der Zeit dann auch schnell, dass die verbleibenden Finger, also die 2 und die 3 gemeinsam wieder auf der einen Hand Platz haben und somit 5 ergeben müssen. Dies kann auch mit den Würfelaugen geübt werden, indem man die zwei Punkte  zu den anderen drei Punkten legt oder mittels Pfeilen überträgt.

Die Flashcards sind einerseits für das Automatisieren der Mengenerfassung gedacht. Die leere Flashcard kann zusätzlich dafür genutzt werden, Mengen zu legen. So kann den Kindern einer Klasse freigestellt werden, ob sie die Mengen auf dem regulären 10er- oder 20er-Feld legen oder ob sie die leere Vorlage der Flashcard nutzen möchten. Kinder mit einer Rechenschwäche wählen sehr häufig die Flashcard, weil sie die Mengen dann besser erfassen und dadurch besser Rechnungen lösen können und mehr Erfolgserlebnisse haben.

Nun kann mit Rechnen losgelegt werden. Die Kinder legen die Mengen und erkennen so das Ergebnis. In einer späteren Phase wird vom Legen auf das Skizzieren gewechselt. Gerade in der integrierten Sonderschulung ist es einigen Kindern unangenehm, wenn sie noch bis in höhere Klassen die Mengen legen müssen. Durch die Skizzen erhalten sie eine analoge Visualisierung und können ebenfalls Rechnungen lösen. So wird es möglich, dass sie bei vielen Aufträgen der Klasse auf ihre Art und Weise mitmachen und ebenfalls im Heft arbeiten können.

Sie brauchen dazu einfach Vorlagen für das Protokoll, welche Würfelpower zur Verfügung stellt, oder sie nutzen für ihre Skizzen ein Notizpapier. Kinder, die klare Strukturen brauchen, profitieren sehr von den Vorlagen. Je nach Aufgabe kann die Protokollvorlage auch direkt ins Matheheft geklebt werden und so eine individuelle Anpassung der Seite erfolgen.

Würfelpower kann bereits im Kindergarten gestartet werden, so dass die Mengenerfassung mittels Fingerbildern und Würfelbildern schon gut automatisiert ist, wenn die Kinder in die 1. Klasse wechseln.

Das Visualisieren mittels Skizzen wird bei Jugendlichen mit einer Beeinträchtigung oftmals bis in die Oberstufe genutzt. Die Darstellung in der 5er-Anordnung wird dann auch auf die grossen Zahlen übertragen. Die Tausender oder Zehntausender werden als Kästchen mit der Abkürzung T oder ZT gezeichnet. Kinder, die eine vertiefte Einführung in das Vorgehen erhalten haben, wenden es später sehr geübt und schnell an, so dass es für sie kein grosser zusätzlicher Zeitaufwand, sondern wirklich eine Unterstützung ist.

Das Vorgehen kann deshalb vor allem für Kinder und Jugendliche mit einer Beeinträchtigung oder einer Rechenstörung in der Regelschule sehr empfohlen werden. Es lässt sich gut mit den regulären Lehrmitteln kombinieren und anwenden.

Das Handbuch mit den Erklärungen und den Kopiervorlagen ist vergriffen.

Hier werden die erwähnten Materialien aber kostenlos von der Autorin zur Verfügung gestellt: